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Ertragsbildung

 

Bestandesdichte

Beim Anbau der Bestände ist auf den Wasserverbrauch zu achten. Bei den in den Mitgliedsgemeinden der AGLW vorherrschenden Böden mit geringer bis mittlerer nutzbarer Feldkapazität und den regelmäßig auftretenden Trockenperioden führen niedrigere Bestandesdichten sicherer zum standorttypischen Zielertrag. Auch bei frühen Aussaatterminen sind niedrige Aussaatmengen zu wählen, da die Gerste sich mehr bestockt und kräftigere Nebentriebe bildet.
Bei zu dicht gesäten Beständen ist die Entwicklung des Wurzelsystems eingeschränkt und die Einzelpflanzen konkurrieren um Wasser, vorhandene Nährstoffe und Licht. Die Auswinterungsgefahr steigt. Im Frühjahr führt die Konkurrenz um Licht dazu, dass die Pflanzen verstärkt in die Höhe wachsen. Darunter leidet der Halmdurchmesser und die Halmstabilität. Die Lagergefahr und damit das Ernterisiko nimmt zu. Mit zunehmender Bestandesdichte nehmen Kornzahl/Ähre und TKG ab. Zu dicht gesäter Weizen verursacht darüber hinaus höhere Saatgutkosten.
Berechnet wird die Saatmenge wie folgt:

Saatmenge (kg/ha) = Kornzahl/m² x TKG (g) / Keimfähigkeit (%)

Das TKG ist bei zertifiziertem Saatgut auf dem Etikett angegeben. Bei Nachbausaatgut kann das TKG bestimmt werden, indem 4 x 100 Körner abgezählt werden und das ermittelte Gewicht mit 2,5 multipliziert wird. Meist kann auch beim Nachbausaatgut von etwa 95 % Keimfähigkeit ausgegangen werden. Bei ungünstigen Erntebedingungen empfiehlt sich jedoch eine Keimprobe.


N-Düngung

Abhängig von den Boden- und Lufttemperaturen ist eine N-Mineraldüngung vor dem 10. März selten sinnvoll (Abbildung). Bei günstigen Witterungs- und Boden-verhältnissen kann eine organische Düngung früher erfolgen. Bei der ersten organischen oder mineralischen N-Gabe zu Wintergerste muss die Bestandesentwicklung der Pflanzen unbedingt berücksichtigt werden.

Wie die Abbildung zeigt, sinkt der Ertrag bei Düngeterminen, die deutlich vor dem Beginn der Wachstumsperiode liegen, da diese Düngung häufig zu einer übermäßigen Bestandesdichte führt. Zudem genügen im Beratungsgebiet der AGLW als 1. N-Gabe etwa 40 kg N/ha. Dichte Bestände müssen zudem später, dünne Bestände ggf. etwas früher und leicht höher (bis 54 kg N/ha) angedüngt werden. Darüber hinaus ist der Abbildung zu entnehmen, dass auch mit einer erhöhten N-Düngung der Ertrag nicht über das jährliche Standortoptimum hinausgeht.
Sinnvoll ist die Anlage einen Düngefensters, da dieses bei unsicheren Witterungsverhältnissen rechtzeitig einen Hinweis darauf gibt, wann der zur Ernährung der Pflanzen notwendige N-Bodenvorrat zu Ende geht. Dazu düngt man auf einer Fahrstrecke von etwa 30 m rund 20 kg N/ha weniger, bzw. fährt mit dem Güllefass schneller. Wird diese Fläche heller, muss zügig nachgedüngt werden.


Schwefeldüngung

Gemeinsam mit Stickstoff ist Schwefel ein wichtiger Baustein beim Aufbau von Aminosäuren und damit von Eiweiß. Er fördert den Proteingehalt und die Kleberqualität und ist wichtig bei der Bildung von Vitaminen und Enzymen. Zusammen mit Stickstoff soll Schwefel die Kornzahl/Ähre, also die Fruchtbarkeit, günstig beeinflussen.
Der über die Wurzel aufgenommene Schwefel wird vorwiegend in die jüngeren Pflanzenteile transportiert. Eine Umverlagerung in der Pflanze erfolgt kaum. Bei Schwefelmangel hellen deshalb zunächst die jüngeren Blätter auf.
Das richtige Verhältnis von Stickstoff: Schwefel sollte in den Pflanzen bei etwa 10-15 : 1 liegen. Eine zusätzliche N-Gabe kann deshalb den Schwefelmangel verstärken, wenn das Aufhellen der jüngeren Blätter als N-Mangel interpretiert wird!

Schwefel wird, wie Nitrat, mit den Winterniederschlägen sehr leicht ausgewaschen. Deshalb sollte die Schwefeldüngung zum Gerste möglichst mit der 1. N-Gabe, spätestens jedoch bis zum 1-Knotenstadium erfolgen. Dadurch wird S-Mangel besonders in jener Zeit vermieden, in der die S-Freisetzung im Boden noch gering ist. Dies führt zu einer effizienteren Ausnutzung des Stickstoffes. Wie nebenstehende Abbildung mit den Ergebnissen einer Demonstrationsfläche und der Auswertung verschiedener S-Düngergaben auf Praxisschlägen im Beratungsgebiet der AGLW zeigt, benötigt Gerste

nur 10 bis weniger als 20 kg S/ha.

Höhere S-Mengen führten sehr schnell zu Ertragseinbußen bei Wintergerste. Deshalb begrenzt bei der 1. N-Gabe auch der S-Gehalt des N-Düngers die Höhe der 1. N-Gabe.
Dr. Frank Eulenstein (http://www.effizientduengen.de/files/newsletter.php?id=429 ) begründet Ertragsminderungen bei höheren S-Gaben mit einer Versauerung des Bodens, die zu einer leichten Erhöhung des Aluminiumgehaltes in der Bodenlösung führt. Dadurch kommt es zu Wachstumsdepressionen und krankhaften Veränderungen im Wurzelsystem sowie zum Absterben von symbiontisch mit den Pflanzen zusammenlebenden Mikroorganismen (z.B. Mykorrhiza). Die Toxizität von Aluminium-Ionen ist pflanzenartenabhängig.


Herbstdüngung zur Gerste

Laut DVO ist eine Herbstdüngung zur Gerste nach Getreidevorfrucht erlaubt, ertragswirksam ist sie jedoch nicht. Vergleicht man die Erträge der letzten 3 Jahre mit der eingesetzten N-Menge, so ist zu beobachten, dass eine Güllegabe im Herbst keine Ertragssteigerung zur Folge hat. Wenn sich der Stickstoffeinsatz erhöht ohne Ertragszuwachs zu generieren, belastet das die Bilanz am Ende des Jahres.

Aus diesem Grund ist aus ackerbaulicher sowie aus ökonomischer Sicht von einer Gülledüngung im Herbst abzusehen.


Mikronährstoffe

Eine Mangandüngung hat sich in den letzten Jahren als N-Effizienzsteigernd erwiesen. Mangan beeinflusst viele Prozesse im Pflanzenhaushalt. Neben der Radikalentgiftung, der Chloroplastenbildung, die Zellstreckung und vielen Stoffwechselvorgängen fördert Mangan auch die Bildung von Seitenwurzeln. Bor regt zusätzlich das Wurzelwachstum an, wodurch eine frühe Borgabe sinnvoll ist. Des Weiteren fördert Bor unter anderem die Zellteilung, die Proteinsynthese und die Blütenbildung.

Empfehlung:

Bor: 75g B/ha BBCH 28-40, ggf. Splitting (50g BBCH 31 + BBCH 37)

Mangan: 250g Mn/ha im Herbst (Gerste), 250g Mn/ha BBCH 28-37


Sortentypen der in den Wasserschutzgebieten der AGLW-Mitgliedsgemeinden angebauten Wintergerstensorten (Ernte 2016) und 2017

 

Die verschiedenen Wintergerstensorten reagieren unterschiedlich auf die Tageslänge. Viele der in der hiesigen Region angebauten Sorten beginnen noch unter Kurztagsbedingungen (KT) zu schossen, d.h. bei einer Tageslänge von unter 13 Stunden. Hierzu gehören viele zweizeiligen Sorten. Unter Kurztagsbedingungen schließen die Pflanzen die Bestockung und die Ährenanlage in der hiesigen Region Anfang April ab und gehen dann in die Schossphase über. Sorten, die unter Langtagsbedingungen (LT) mit dem Schossen beginnen, benötigen hingegen eine Tageslänge von 14 Stunden. Diese Tageslänge ist in der Woche vom 8.-24. April zu erwarten. Tagneutrale (TN) Sorten liegen mit dem Schossbeginn dazwischen.
Dargestellt sind in der Tabelle außerdem die Anzahl der Schläge auf denen in den Wasserschutzgebieten der AGLW-Mitgliedsgemeinden die verschiedenen Wintergerstensorten 2015/16 angebaut wurden bzw. 2016/17 angebaut werden. Darüber hinaus zeigt die Tabelle die ertragsbildenden Faktoren der einzelnen Sorten.

Dr. W.G. Gebauer, Philipp Pfister, AGLW, Tel.:06623 933207