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N-Aufnahme vor Winter und angepasste Frühjahresdüngung

 

Die N-Aufnahme im Herbst errechnet sich aus der Frischmasse von einem Quadratmeter Fläche in kg multipliziert mit 45 (FM/m² x 45). Ein optimal entwickelter Bestand hat 50 kg N/ha aufgenommen. Eine deutliche Erhöhung der N-Aufnahme muss im Frühjahr zu 70% berücksichtigt werden, sodass das N-Bilanzsaldo nicht unnötig erhöht wird. Im Herbst 2017 fand kaum übermäßige N-Aufnahme statt. Deshalb muss die N-Düngung dem Bestandesbild angepasst werden. Bei schlecht entwickelten Herbstbeständen von bis zu 0,9 kg FM/m² muss das Ertragsziel deutlich reduziert werden.

Empfehlung:

3,6 kg N/dt x Ertragserwartung

Die Faustzahl von 3,6 kg N/dt Ertrag wurde durch zahlreiche AGLW-Praxisdemontstrationsflächen über Jahre ermittelt und richtet sich nach dem ökonomischen Ertragsoptimum. Dabei wird auch der Ölgehalt berücksichtigt, da dieser mit steigender N-Versorgung abnimmt (ca. 0,1% Öl je 10 kg N). Die Faustzahl zur Frühjahresdüngung bezieht sich auf einen normal entwickelten Bestand zu Vegetationsende (50 kg N-Aufnahme/ha). Ein Abschlag bei gut entwickelten Beständen von 20-30 kg N/ha ist nötig (Tabelle).

Normaler Bestand
kg N/ha

Gut entwickelt
kg N/ha
Üppig entwickelt
kg N/ha
N-Aufnahme im Herbst 50 75 100
N-Aufnahme optimaler Bestand 50 50 50
zusätzlich aufgenommen 0 +25 +50
Abzug bei N-Düngemenge im Frühjahr (70%) 0 -17,5 -35

Mäßig entwickelte Herbstbestände sollten bei einer Ertragserwartung von 30-35 dt/ha liegen.

Bsp.:

3,6 kg N/dt x 35 dt = 126 kg N/ha Düngebedarf

Schlechte Bestände können durch gesteigerte N-Gabe im Frühjahr nicht kompensiert werden.

Erste Gaben mit langsam wirkenden N-Formen (SSA, Piammon, etc.) sollten durch nitrathaltige Dünger ergänzt werden (KAS), wobei die 1. N-Gabe 40 % (Regeneration) und die 2 N-Gabe mit 60 % der Gesamt N-Menge umfassen sollte. Eine übermäßige Versorgung zur 1. Gabe fördert die Biomassebildung, die zu Lasten der Schotenbildung geht. Wichtig ist die 2. N-Gabe zu Beginn des Schossens. Diese fördert das Längenwachstum der Seitentriebe, die N-Versorgung der Blüte und sichert einen hohen Schoten- und Kornansatz. Je nach Witterungsverlauf wird diese N-Gabe bis zum 1. April bzw. in der 1. Aprilwoche zu düngen sein. Der Schwefelbedarf liegt bei 1 kg S/dt Ertragsziel.

Empfehlung:

1. Gabe: 40 % des gesamt N-Bedarfs (s.o.), ggf. Einsatz von Nitrat-Düngern, Schwefel einbringen

2. Gabe: 60 % des gesamt N-Bedarfs, ggf. Schwefel nachdüngen


Mikronährstoffdüngung

Besondere Bedeutung für den Raps hat eine ausreichende Borversorgung. Zur Verbesserung der Winterhärte sollten deshalb im Herbst ab dem 4-6-Blatt-Stadium 150 g Bor/ha gedüngt werden. Da Bor auch das Wurzelwachstum anregt, sollte so früh wie möglich im Frühjahr 150-250 g Bor/ha gegeben werden, denn Bor fördert auch die Zelldifferenzierung und Zellstreckung. Eine 3. Bordüngung mit 150 g B/ha mit der letzten Insektizidmaßnahme vor der Blüte ist für die Fertilisation nötig. Sie fördert die Blütenbildung und das Wachstum des Pollenschlauches auf der Narbe einer Blüte. Da auch Mangan durch die hohen Niederschläge in tiefere Bodenschichten verlagert wurde, ist in diesem Frühjahr neben Bor eine Mangandüngung von 150-200 g Mn/ha vor der Blüte anzuraten. Mangan unterstützt die Umverlagerung von Stoffwechselprodukten in die Schoten, verbessert die Photosyntheseleistung und hilft bei Trockenstress.

Empfehlung:

Bor: 150 g/ha Herbst (BBCH 14-18),

150 g/ha zur ersten Insektizidmaßnahme,

150 g/ha letzte Insektizidmaßnahme (bis BBCH 59)

Mangan: 150-200g Mn/ha bis BBCH 59


Herbstdüngung Raps

Eine Herbstdüngung zu Raps kann durchaus sinnvoll sein. Spätsaaten oder schwächere Bestände profitieren durch eine Startdüngung im Herbst. Ein Überwachsen der Bestände muss jedoch in jedem Fall verhindert werden, um das Auswinterungsrisiko zu senken. Dennoch ist es ein Vorteil, wenn der Raps gut entwickelt in den Winter geht. Wie oben beschrieben ist es wichtig, die Biomasse vor Winter bei der Frühjahresdüngung zu berücksichtigen. Dadurch wird die Mineralisation der Blattverluste bei üppigen Beständen (durch hohe N-Aufnahme aus Vorfrucht oder nach Düngung) einkalkuliert. Wird die Düngung im Frühjahr nicht reduziert, kommt es zu einer Erhöhung der N-Bilanz.

In der Abbildung ist im Durchschnittsertrag der letzten drei Jahre hinsichtlich mit und ohne Herbstdüngung kaum ein Unterschied zu sehen. Anders ist es bei der zugeführten N-Menge. Der deutlich erhöhte N-Aufwand in Verbindung mit der Herbstdüngung lässt auf eine Nichtanpassung der Düngemenge im Frühjahr schließen. Als Resultat wirkt sich dieser Überschuss steigernd auf die Stickstoffbilanz aus.


Ertragsbildung bei Raps